Vorbemerkung (2):
Rudolf war ein Kämpfer für Mitmenschlichkeit, der sich durch gedankliche Klarheit und Aufrichtigkeit auszeichnete. Seine akademische Karriere als Historiker wurde in DDR-Zeiten behindert wegen seines mutigen Einsatzes für die Sache des Friedens, der Freiheit und der sozialen Gerechtigkeit im Widerspruch zu den ideologisch verbrämten Praktiken im damaligen politischen Kontext. Dennoch hat er mit seinen „Geschichtsseiten“ im Internet einen bemerkenswert großen Beitrag zur Entwicklung des Geschichtsbewusstseins in Deutschland geleistet. Auch als ihn die Krankheit zusehends in den Griff nahm, hörte er nicht auf, sich intensive Gedanken um die Zukunft der Gesellschaft und um den nötigen Kampf gegen den imperialen Kriegswahn und gegen die intellektuelle Verwahrlosung zu machen.
Rudolf hat seine Kämpfe in der DDR und später zunächst in der WASG und dann bei der Partei DIE LINKE für die „Sache“, die uns mit ihm vereint, mit Mut, heroischer Standhaftigkeit und der Opferbereitschaft eines Samurai ausgetragen. Er hatte viele Freunde, Schüler und Verehrer; in der Konfrontation mit seinen Widersachern war er jedoch fast immer ganz allein. Jeder seiner Freunde hat, bei der einen oder anderen Gelegenheit, seine Solidarität mit ihm bekundet. Das war aber nicht genug, um die Last der Kämpfe mit ihm zu tragen und ihm gelegentlich zu einem Triumph zu verhelfen. Bei diesem Manifest handelt es sich um sein intellektuelles Testament, mit dessen Vollstreckung seine Freunde beauftragt sind. Sein Ziel war nicht, das bestehende defizitäre politische System aus den Angeln zu heben. Er wollte es, hinsichtlich der Ermöglichung einer lebensbejahenden Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens nur gründlich, sozusagen gegen den Strom der herrschenden Meinungen schwimmend, reformieren.
1. Die Ausgangslage: Indikatoren einer nahenden Katstrophe (3)
Die Menschheit steuert mit immer größerer Geschwindigkeit auf ihr Ende zu. Das ist Fakt und lässt sich leicht an mannigfaltigen Entwicklungen festmachen:
- Die technische Entwicklung hat längst unser geistiges, kulturelles und soziales Fassungsvermögen überholt. Das geht so weit, dass demnächst in immer größerem Ausmaß künstliche Intelligenz unser Leben bestimmen wird. Das heißt, wir verlieren immer mehr die Kontrolle über die Art, wie wir leben und damit auch die Freiheit, selbstbestimmt zu leben. Wir regieren uns immer weniger selbst bzw. werden immer mehr von einer mächtigen und komplexen Interessengruppe regiert, die eine gesellschaftliche Minderheit darstellt, aber unsere Geschicke zu ihrem Vorteil nutzt.
- Der Monopolkapitalismus, die Ausbeutung, die frenetische Profitgier, der Egoismus und das Recht des Stärkeren übernehmen zusehends die Kontrolle über die Menschheit. Am Ende steht ihre vollkommene Selbstzerstörung.
- Die Verarmung großer Teile der Bevölkerung sowohl in Ländern des globalen Südens als auch des globalen Nordens, die globale Krise der „Überproduktion“ und der „Überinvestition“ und der drohende Zusammenbruch westlicher Wirtschaftssysteme zugunsten der hegemonialen Akteure des globalen Finanz-Militär-IT-Industrie-Komplexes folgt daraus zwangsläufig.
- Die Degeneration des Journalismus in den Medien, der – weltweit – nicht mehr wahrhaftiger Berichterstattung und Aufklärung dient, sondern sensationslüstern nach Profit strebt und sich artig der Macht beugt, um von finanzstarken Akteuren zwecks Manipulierung der öffentlichen Meinung zugunsten der Realisierung ihrer Interessen instrumentalisiert zu werden. Die „vierte Macht“ im Staat verschwindet damit.
Die dystopische Einbahnstraße ist auch deutlich sichtbar, wenn man u. a. folgende Anzeichen realistisch betrachtet:
- Systematische Zerstörung des Planeten Erde durch die weltweit vorherrschende Wirtschaftsweise und die Arroganz des Menschen gegenüber der Natur;
- daraus resultierend, die verschärften Verteilungskämpfe, auch in Form kriegerischer Auseinandersetzungen;
- deshalb sind immer mehr Menschen auf der Flucht vor Gewaltgeschehen und Natur-katastrophen, die immer häufiger und in immer ausgedehnteren Regionen der Welt auftreten;
- die Verkümmerung sozialer Fähigkeiten wie Mitgefühl, Brüderlichkeit, Solidarität und der direkten menschlichen Interaktion durch digitale Medien, die Begegnungen nur mittelbar zulassen;
- die Nutzung der menschlichen Psyche mit ihren Schwächen, inklusive des Instruments der Angst zur Erzeugung von Gehorsam und Gefügigkeit bei den Massen, für die Vermehrung von Macht und Besitz der herrschenden Minderheit und gleichzeitig für die Verstärkung von direkten und subtilen Kontrollen über die Bevölkerung;
- die fortschreitende Nutzung der künstlichen Intelligenz, mit der Arbeitskräfte weltweit ersetzt und somit arbeitslos gemacht werden und die Digitalisierung von zunehmend großen Lebensbereichen, einhergehend mit den für die Bevölkerung schrumpfenden Freiheitsbereichen.
2. Thesen von Rudolf Reddig zu: „Grundproblemen einer sozial orientierten Entwicklung“ (4)
Unbeantwortet bleibt trotz der schon gemachten, aber missglückten Erfahrungen die Frage, wie organisieren Menschen eine grundlegende Umgestaltung der bestehenden sozialökonomischen Verhältnisse und schaffen erfolgreich und nachhaltig eine sozial orientierte Gesellschaft mit einer Wirtschaft, die nicht den Interessen des hochfinanziell-digital-pharmazeutisch-industriellen Komplexes entspricht, sondern dem Wohle, d. h. der Steigerung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus der Bevölkerung und dem Erhalt einer lebensfreundlichen Umwelt dient.
Die diesbezüglich in der DDR gemachten wirtschaftlichen Erfahrungen wiesen für das nachhaltige Bestehen einer zukünftigen ausbeutungs- und unterdrückungsfreien Gesellschaft, bei allen Teilerfolgen, grundlegende Mängel auf, die bei einem neuen Anlauf mehr Beachtung finden müssen. Dabei stellt sich grundsätzlich die Frage, wie sich wirtschaftliche Wirksamkeit und Wirkungsfülle mit gemeinwirtschaftlichen Verhältnissen in Einklang bringen lassen.
Woher kommen die Antriebe für Ideenreichtum, Unternehmungsgeist, Tat-, Entschluss- und Schöpferkraft sowie Disziplin, Fleiß und Ausdauer, ohne dass die Freiheit des Einzelnen als Voraussetzung für die Freiheit aller und für die soziale Entwicklung möglichst vieler in Richtung auf mehr Selbstbestimmung darunter leidet?
Die Beseitigung einer auf ständig zunehmende Geldgetriebenheit und maximale Finanz- und Kapitalverwertung fußenden Gesellschaft ist schnell gefordert; die Einführung einer wirksamen gemeinwirtschaftlichen Ordnung mit freiheitlich demokratischen Regeln hingegen schwer zu meistern. Sie erfordert freiheitsliebende, verantwortungsbewusste Mitmenschen im wahrsten Sinne des Wortes. Um dahin zu kommen, müssen Lehrer und sozial gesinnte Mitstreiter vieler Schattierungen noch sehr viel lernen (mich (5) selbstverständlich eingeschlossen). Gegenseitiges Beschimpfen steht dem im Wege.
Die künftige soziale Entwicklung für viele Menschen zu einem möglichst freien und selbstbestimmten Leben in mitmenschlicher Verantwortung füreinander und für den Erhalt einer lebensfreundlichen Umwelt, kann es nur geben, wenn folgende Voraussetzung erfüllt wäre: Dass eine gesellschaftliche Diskussion darüber hierzulande und in anderen Teilen der Welt entfacht wird, wie die Menschen umweltschonend arbeiten, verbrauchen und möglichst kulturell vielfältig zusammenleben wollen. Dabei ist sicherzustellen, dass eine solche Diskussion auf einer wissenschaftlichen, d.h. der Wahrheitssuche verpflichteten Analyse der Erfahrungen bei gesellschaftlichen Aufbruchsversuchen jenseits von Kapitalverwertung und Profitstreben fußt.
Grundlage hierfür sind allgemeine Bildung, Nachhaltigkeit durch Nutzung erneuerbarer Energieträger, gesellschaftliches Eigentum an den wichtigsten Produktionsmitteln vor allem im Bereich der Daseinsvor- und -fürsorge, Rahmenplanung, hohe wirtschaftliche Wirkungsfülle und Wirksamkeit beim durch aktive Teilnahme möglichst vieler Gesellschaftsmitglieder unterstützten Erarbeiten des gesellschaftlichen Gesamtprodukts und einer vielfältigen, auch kulturellen Teilhabe an dessen Früchten.
Es gilt, eine Gesellschaft zu schaffen, die sicherstellt, dass nicht immer mehr nutzlose materielle Güter angehäuft werden. Menschen sollen unter erträglichen Bedingungen Güter herstellen und Dienstleistungen erbringen, die die Lebensqualität des Einzelnen verbessern helfen und ihn in die Lage versetzen, mehr frei verfügbare eigene Lebenszeit zur Befriedigung vielfältiger Bedürfnisse nutzen zu können. Letzteres geht nur bei kürzeren Regelarbeitszeiten und wenn es doch mal länger dauern muss, dann nur außerordentlich vergütet, mindestens aber stets besonders anerkannt.
Um diesen gesellschaftlichen Aufbruch zu befördern, bedarf es vorrangig eines geistigen „Klimawandels“. Dieser muss breitere, vor allem jüngere Bevölkerungsschichten erreichen als diejenigen, die sozial gesinnten politischen Kräften ohnehin nahestehen. Heutzutage bleiben gerade junge, sozial bewegte und bevorzugt im außerparlamentarischen Raum aktive Menschen aus vielen guten Gründen lieber unter sich. Das erschwert das Bemühen um grundlegende soziale Veränderungen zusätzlich. Was muss also geschehen, damit sich ein solcher Fortschritt Bahn brechen kann?
Zuallererst müssen ernsthaft sozial engagierte Mitglieder von linken Parteien, Institutionen und Gewerkschaften die Oberhand in diesen Strukturen gewinnen und dafür sorgen, dass sie an Attraktivität besonders für junge Leute gewinnen, um gemeinsam mit ihnen an der Herausbildung eines Grundverständnisses für die Ingangsetzung einer sozialen Entwicklung in Richtung auf ein Mehr an Bildung, neuer Aufklärung, Selbstbestimmung, Verselbstständigung (Emanzipation) und Verantwortung zu wirken.
3. Die Voraussetzungen für die Entstehung einer freiheitlichen sozialorientierten Gesellschaftsordnung
Allgemeine Bildung
- Gebührenfreier Zugang zu der erst noch wieder zu schaffenden 10klassigen allgemeinbildenden Schule für alle und bei entsprechenden Fähigkeiten zu den weiterführenden Bildungs- und Berufsbildungseinrichtungen einschließlich der Hochschulen und Universitäten;
- Kleinkindförderung in Form von Ausbildung von Fein- und Grobmotorik durch Spielen, Malen, Basteln, Bauen und Bewegung im Freien in natürlicher Umgebung; damit soll der zunehmenden Digitalisierung von Schule und Elternhaus, die zur totalen Vereinzelung der Kinder führt, entgegengewirkt werden.
- Alphabetisierung und richtiges Lesen und handschriftliches Schreiben frühestens ab der letzten Vorschulklasse in den Kitas und spätestens ab dem zweiten Tag nach der Einschulung.
- Dazu gehören auch Forderungen nach neuen Lehrinhalten in der allgemeinen Schulbildung, beispielsweise das Einbetten der Ernährungskunde in das Fach Biologie oder der Klimakunde in das Fach Erdkunde oder die Verknüpfung der Mathematik mit der Philosophie.
- Ins Curriculum sollten auch weitere lebenspraktische Fächer wie: Yoga, Meditation, Rhetorik, Schulung des Selbstbewusstseins, gewaltfreie Kommunikation und Fähigkeit zur Selbstkritik.
- Die Einbindung der Kosmologie in die Fächer Physik und Chemie, wo es um Information als einer eventuell dritten Entität, als etwas In-Form-Bringen, als Bildung und Gestaltung von etwas geht oder um den Wasserstoff als einen der Urstoffe des Weltalls oder um das Atom, das frei nach Thomas Mann nicht mehr groß genug ist, um es auch nur als außerordentlich klein bezeichnen zu können oder um Energieumwandlung, die vermutlich zu den Grundprozessen unseres Universums gehört. Da kann, wie das Atom-Beispiel zeigt, auch das Fach Literatur einbezogen werden.
- An den Universitäten brauchen wir wieder stärker als bisher ein Denken in Zusammenhängen mit anderen Wissenschaftszweigen.
Neue Aufklärung – Strikte Trennung von Staat und Religion
- Selbstverständlich gilt die grundgesetzlich verbriefte Religionsfreiheit für alle Glaubensgemeinschaften unterschiedslos, sofern sie das Recht des Staates und der Zivilgesellschaft anerkennen, alleinige Gestalter politischer Angelegenheiten zu sein. Der Staat und seine Institutionen erkennen ihrerseits an, dass das, woran jeder einzelne Bürger glaubt oder nicht seine ureigenste Privatsache und fundamentaler Teil seiner unantastbaren Würde ist, was jegliche Diskriminierung oder Geringschätzung ausschließt.
Selbstbestimmung – Freiheit für möglichst viele Menschen, über möglichst viel Lebenszeit selbst bestimmt verfügen zu können
- Da steckt der Grundgedanke von der Verkürzung der für die eigene und für die gesellschaftliche Reproduktion notwendigen Arbeitszeit zugunsten der Zeit drin, in der der Mensch seine schöpferischen Kräfte und Fertigkeiten zu seinem persönlichen und zum Allgemeinwohl entfalten kann. Dabei bleibt die Arbeit eine zentrale Kategorie, weil sie den Menschen nicht nur erst zum Menschen macht, sondern weil sie, befreit von knechtischen Zwängen oder ordentlich vergütet, eine sinnstiftende Rolle spielen kann.
Verselbstständigung (Emanzipation) – Freiheit von (menschengemachter) Not und Ausgrenzung für möglichst viele Menschen
- Enthält im ersten Teil die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit, wonach in einem differenzierten Gemeinwesen ein sozial gerechter Ausgleich den Geringeinkommensbeziehern beispielsweise durch Mindestlöhne, durch öffentlich geförderte Gemeinwesenarbeit, durch ein einkommensabhängiges, weitestgehend druckfreies Grundeinkommen oder durch eine Kombination von allem den größt-möglichen Nutzen verschafft und zweitens den Antikriegs- und Antirassismus-Gedanken, weil Krieg immer Not mit sich bringt und zuallererst mit Ausgrenzung beginnt.
Verantwortung – Achtung, Mitgefühl, Respekt und Wertschätzung vor- bzw. füreinander und für den Erhalt einer lebensfreundlichen Umwelt
- Richtet sich vor allem gegen die neufreiheitliche Ideologie der Eigenverantwortung oder Selbstverantwortung auch außerhalb wirtschaftlicher Tätigkeit als angebliches Allheilmittel für die Lösung aller Probleme. Wendet sich vor allem gegen die kapitalverwertbare Verwirtschaftlichung aller Lebensbereiche und die „Finanzialisierung“ wirtschaftlicher Kennziffern. Entspricht dem sozialen Menschenbild, wonach der Mensch nicht nur ein ich bezogenes Einzelwesen mit Ellenbogen, sondern vor allem auch ein gesellschaftliches Wesen mit Vernunft, Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein für sich selbst und die Seinen, für seine Mitmenschen und für den Erhalt einer lebensfreundlichen Umwelt ist.
4. Die Voraussetzung für den Aufbau einer freiheitlich sozialen und demokratischen Republik
- Errichtung von Gesellschaftsräten im Bund, in den Ländern, Regionen und Kommunen, als demokratische Ergänzungen zu den bestehenden Parlamenten, in die Vertreter nicht nach Parteienproporz, sondern je nach Sozialstruktur entsprechend ihrem Anteil in der Gesellschaft gewählt werden. Danach würden Vertreter der abhängig Beschäftigten grundsätzlich immer eine garantierte Mehrheit besitzen, so dass wenigstens strukturell bei Grundsatzfragen die Interessen der Bevölkerungsmehrheit besser zur Geltung kommen könnten.
- Vom Staat unabhängige und dauerhaft entmonopolisierte Medien müssen das Regierungshandeln durch vielfältige Informationen und verschiedenartige Meinungen kritisch begleiten und Missstände aufdecken helfen.
- Richter müssen von den Gesellschaftsräten je nach Eignung und nicht von den Parlamenten je nach Parteibuch gewählt werden, um so einer Unabhängigkeit des Justizwesens möglichst nahe zu kommen. Damit könnte die Allmacht des überbordenden Parteienstaates etwas zurückgedrängt werden.
5. Voraussetzungen für eine gemeinwohlorientierte Wirtschaft
- In einer nachhaltigen sozialen Marktwirtschaft dürfen nur Unternehmen eine Existenz-berechtigung haben, die dauerhaft daseinssichernde Löhne zahlen können und wollen.
- Eine funktionierende Marktwirtschaft mit einem entsprechenden auch sozial orientierten Ordnungsrahmen für kleine und mittelständische Unternehmen, die sich auch für ihre Umgebung mitverantwortlich fühlen.
- Überführung der Zweige der Daseinsvorsorge und -fürsorge wie beispielsweise ÖPNV, Energiewirtschaft, Gesundheitswesen, sozialer Wohnungsbau, Wasserversorgung u. s. w. in öffentliche Hände, um bessere Planbarkeit zum Zwecke des Erhalts einer lebensfreundlichen Umwelt und eines lebensfreundlichen Klimas zu ermöglichen.
- Zurückdrängung bzw. Eindämmung oder besser noch Entflechtung der Monopolwirtschaft, des digital-pharmazeutisch-rüstungsindustriellen Komplexes, der Hochfinanzsammelstellen wie beispielsweise Black Rock und Vanguard durch wirksamere Antikartellgesetze und -regeln.
- Wirtschaftliches Handeln muss sich am Wohl des Mitmenschen orientieren und darf nicht ausschließlich Profitinteressen dienen. Menschen wirtschaften, um zu leben und nicht umgekehrt. Die finanz- und profitgetriebene Kapitalverwertungswirtschaft hat die Welt an den Rand eines Abgrunds heruntergewirtschaftet. Ein „Weiterso“ wie bisher führt unweigerlich in den Untergang. Wir brauchen eine neue veränderte nachhaltige Wirtschaftsweise, die „entropische“ Gewinne und nicht „entropische“ Verluste macht.
- Nachhaltig im Sinne der Erhaltung einer lebensfreundlichen Umwelt können wir Menschen nur leben und wirtschaften, wenn wir in unserem Lebensprozess möglichst mehr freie Energie, die von der Sonne zu uns herunterstrahlt, binden, als wir entsprechend dem Entropiegesetz (6) gebundene Energie während unseres Lebens wieder freisetzen.
6. Schaffung eines überwiegend öffentlich finanzierten Gesundheitswesens
- Das richtet sich gegen den Trend einer immer mehr privatisierten profitorientierten Gesundheitswirtschaft. Reduzierung der noch bestehenden 96 gesetzlichen Krankenkassen auf eine gesetzliche und eine private, womit man über 90 Vorstands-, Stellvertreter- und viele Mitarbeiter-Gehälter einsparen könnte, was der Gesundheitsfürsorge und -vorsorge zugutekäme.
- Neben der Entwicklung der Schulmedizin sollte es auch eine bessere Förderung der Heilmedizin geben. Ärzte sollten wieder mehr mit dem Patienten reden und nicht etwa bei Visiten in seinem Beisein über ihn. So wichtig es für das Gesundheitswesen ist, möglichst wirtschaftlich zu arbeiten, also Kosten und Nutzen im Einklang zu halten, so sehr muss die nachhaltige Heilung und Gesundheit der Menschen im Zentrum der Fürsorge stehen. Ein guter Arzt kann nicht zugleich Manager und guter Heiler zum Wohle des Patienten sein. Beides zusammen funktioniert schlecht, weil Patienten als Ware der Mitmenschlichkeit im Wege stehen
7. Voraussetzungen für eine Hebung des kulturellen Lebensniveaus
- Kultur- und Kunstförderung muss schon in den Kitas beginnen und sich in den Schulsystemen bis zur 10ten Klasse bzw. zum Abitur in vielfältiger Art und Weise fortsetzen. Nur so kann es gelingen, Menschen möglichst frühzeitig mit eigenem Schöpfertum in Berührung zu bringen, was sie denn im späteren Erwachsenenleben ausbauen und weiterentwickeln können.
8. Internationale Forderungen
Die Einrichtung einer neuen menschlichen sozialen Ordnung auf nationaler Ebene setzt allerdings voraus, dass Deutschland sich von der Steuerungshoheit der internationalen hegemonialen Kräfte in mehreren Bereichen emanzipiert und eine eigene Friedens-, Sozial- und Wirtschaftspolitik im Interesse der eigenen Bevölkerung betreibt: Dies würde den Austritt aus der NATO und der WHO bedeuten sowie die Auflösung aller vom Staat und den ausländischen Konzernen getragenen PPP-Projekte, die Eindämmung des Digitalisierungswahns, den Erhalt des Bargelds und die Wiederherstellung der Grundrechte.
In diesem Zusammenhang sind „Krieg“ und „Völkermord“ durch die deutsche Außenpolitik erweitert zu definieren, weil sie mit anderen Mitteln geführt werden als „nur“ mit Panzern und Feuerwaffen. Heute hat das Militär alle Lebensbereiche durchdrungen und läuft dieses apokalyptische Geschehen anhand ebenso subtiler wie fataler Methoden an, von denen sich Deutschland, mit Blick auf die Erfahrungen aus der eigenen Geschichte und die Achtung seines Engagements für Frieden und Demokratie, distanzieren muss.
9. Anspruch an eine menschliche Gesellschaft (7)
Abschließend noch einmal stichpunktartig eigene Gedanken dazu:
BILDUNG
Bildung, besonders Schulbildung, hat traditionell das Ziel, junge Menschen wirtschaftlich und ideologisch verwertbar zu machen. – Was wir aber brauchen, ist Bildung, die vorrangig an der ganzheitlichen Entfaltung des Menschen und seiner sozialen Anlagen interessiert ist. Sie sollte Freude an der eigenen Entwicklung fördern und selbstbewusste, kritische und gleichzeitig selbstkritische Menschen entstehen lassen. Ökonomische Verwertbarkeit und Unterordnung stehen dagegen eher im Focus kapitalistischer bzw. hierarchischer Interessen.
LAIZISMUS
Eine strikte Trennung von Staat und Religion und eine Politik des Ausgleichs und Respekts sind notwendig, denn immer wieder haben religiöse Machthaber versucht, mitzuregieren und dadurch viel Leid und Zwist zur Menschheitsgeschichte beigetragen. Auch der „richtige Glaube, die richtigen Werte“ und die strenge Moral haben die Menschen oft in die Irre geleitet und sogar den Vorwand für Kriege und Massenmorde geliefert.
FREIHEIT
Die Freiheit , sein Leben selbst zu bestimmen und zu verwirklichen, ohne anderen oder der Natur zu schaden, ist ein hohes menschliches Ziel und erfordert gleichzeitig Demut und Verantwortungsgefühl gegenüber der Natur und der menschlichen Gemeinschaft.
Das widerspricht dem Geist des mosaischen Leitspruchs: „Macht euch die Erde untertan“, der auch in seinem egozentrischen Charakter dem der neoliberalen Ideologie entspricht.
BRÜDERLICHKEIT
Das Bewusstsein einer großen Menschheitsgemeinschaft anzugehören, impliziert Liebe, Mitgefühl und Toleranz. Dagegen fügen Egoismus, Hass, Lüge und Gewalt dem sozialen Miteinander der Menschen großen Schaden zu. Gerechtigkeit, soziales Handeln und Freiheit zur Selbst-bestimmung in Verantwortung sind hingegen Voraussetzung für das Funktionieren einer Gemeinschaft.
WERT
Wertschöpfung im allgemeinen Sinne erfolgt nicht nur fürs Portemonnaie. Das heißt , ein „Mehrwert“ für die Gemeinschaft ergibt sich nicht ausschließlich oder gar zwangsläufig aus seinem monetären Wert. Das sollte entsprechend gewürdigt werden.
FRIEDEN
Friedenserziehung, unermüdliche Friedensstiftung und Friedfertigkeit sollten für uns Menschen elementare Ziele sein, denn sie sind heutzutage auf unserem Planeten geradezu überlebenswichtig. Militarismus und „Kriegstüchtigkeit“ gehören dagegen in den Abfalleimer der Geschichte und als das entlarvt, was sie in Wirklichkeit sind:
Der rücksichtslose Kampf um Besitz und Macht – nichts sonst.
Anhang
Am 19.11.2023 um 20:07 Uhr schrieb Rudolf Reddig:
Liebe Mitstreiter von „Rudis Resterampe“,
heutzutage nennt sich fast jeder Marktwirtschaftler, weil Marktwirtschaft vorgeblich den Wirtschafts- und Wohlstandserfolg der Nachkriegs-Bundesrepublik erst möglich machte. Dabei gib es grob jene „Marktwirtschaftler“, die zentralverwaltete Planwirtschaft als Misswirtschaft und damit Teufelszeug in Bausch und Bogen verdammen und andere, darunter auch ehemalige Einheitssozialisten, die eine Art sozialistische Marktwirtschaft schon zu Ostzeiten heimlich erträumten. Dazwischen liegen sehr viele Abstufungen.
Ludwig Erhard meinte beispielsweise, die Marktwirtschaft brauche keines Zusatzes (sozial),
sie sei es von Hause aus, richtig angewendet, schon. Andere, wie die inzwischen verstorbenen Christdemokraten Heiner Geißler und Norbert Blüm meinten, die soziale Marktwirtschaft der Bundesrepublik habe mit Kapitalverwertungswirtschaft nichts mehr gemein. Sahra schrieb ein ganzes Buch über die vermeintlich erfolgreiche Erhard'sche Wirtschaftspolitik und will irgendwie wieder zu den sozioökonomischen Verhältnissen der 1960/1970er Jahre (nivellierte Mittelstandsgesellschaft) „zurück“, die neoliberalen Roland Tichy und Markus Krall halten alle vermeintlichen oder tatsächlichen Linken für Söhne und Töchter des Teufels, die die Wirtschaft der Bundesrepublik ruinieren und das christliche Abendland zerstören wollen und setzten dagegen ihr neoliberales Mantra vom schlanken Staat, wo jeder für sich selbst „eigenver-antwortlich“ am besten sorgen muss und kann. AfDler wollen das auch, mischen da aber noch ihren ausländerfeindlichen Grundtenor (Sozialleistungen nur für „Bio-Deutsche“) unter. Viele Führungsgenossen der Partei die LINKE würden am liebsten bei der inkompetenten Ampel-Koalition mitmischen und fallen schon deshalb als gesellschaftliche Alternative aus.
Was bleibt also für eine Gemeinwohlpartei (GwP) übrig? Erst einmal eine ordentliche Analyse. Allein die Existenz und Dominanz der Hochfinanzkapitalsammelstellen Black Rock und Vanguard, die für viele Übeltaten einschließlich von Kriegen verantwortlich sind, wie die alles andere als gemeinnützigen Stiftungen, bspw. von Bill Gates, George Soros oder Rockefeller belegen klar und für alle erkennbar, dass wir in einem hochfinanzgetriebenen Kapitalismus und nicht in einer Marktwirtschaft, schon gar nicht mehr in einer sozialen leben. In einer nachhaltigen sozialen Marktwirtschaft, die ihren Namen verdient, können zwar auch Profite gemacht werden, das Allgemeinwohl muss aber an herausragender Stelle stehen. Außerdem muss eine solche Marktwirtschaft anders als das, was die Kapitalisten in den letzten 200 Jahren taten, die Gesetze der Physik beachten und sozioökologischen Gewinn erwirtschaften, indem sie nicht nur im Wirtschaftsprozess mehr freie Energie bindet als gebundene freisetzt. Nur so kann die Lebensfreundlichkeit der Umwelt erhalten und durch eine Steuerpolitik der soziale Reichtum für die Vielen gemehrt werden. Dabei können die Reichen immer noch reich bleiben, die Hochfinanzzocker müssen allerdings zurückgedrängt und ganz abgeschafft werden.
Rudolf Reddig
Am 20.11.2023 um 17:38 schrieb Rudolf Reddig:
Betreff: Gemeinwohl-Partei (GwP), Versuch einer Kurzanalyse
Vielleicht könnt ihr meinen letzten und den jetzigen Text mal extra an prominenter Stelle unter-bringen. Ich dachte da, ihn an Sahra und wen auch immer weiterzuleiten. Natürlich nur, wenn ihr den Texten etwas abgewinnen könnt und den Inhalt unterstützt. Danke im Voraus für eure Bemühungen. Danke für euer Bemühen.
Herzlichst Rudolf
(1) Der Text wurde im Wesentlichen von Rudolf Reddig (29.08.1952–01.12.2023), als seine letzte Botschaft an Freunde und Mitkämpfer, im November 2023 verfasst. Ergänzungen und redaktionelle Änderungen sind durch eine Fußnote jeweils gekennzeichnet.
(2 )Redaktion: Freundeskreis
(3) Verfasst von Ulrich Kleiner
(4) Mit den Thesen werden keine Anweisungen zum Handeln formuliert, sondern nur Orientierungen für die Stoßrichtung zukünftiger Aktionen gegeben. Diese, ob sie auf lokaler oder höherer Ebene geplant werden, erfordern die Erstellung einer Strategie und das setzt das gründliche Verständnis vom Kontext voraus, in dem die Strategie umgesetzt werden kann. Insofern sah Rudolf Reddig keine Notwendigkeit vorerst, eine Diskussion über die Ebene zu führen, auf der die „Aktionen“ geplant werden sollen. Der wirksamen „Aktion“ musste, aus seiner Sicht, aber auch logischerweise, ein Erkenntnisprozess bezüglich der Ursache-Wirkungsmechanismen vorausgehen, die das mit der „Aktion“ zu lösende Problem bedingen.
(5) Rudolf Reddig
(6) Laut erstem und zweitem Hauptsatz der Thermodynamik ist der gesamte Energieinhalt des Universums konstant. Dies gilt auch für den Planeten Erde. Energie kann weder geschaffen, noch vernichtet werden. Sie wird durch ihre Nutzung von nutzbarer zu nichtnutzbarer Energie (Rohstoffe und Abfall) verwandelt. Mit Entropie wird dieser Prozess bezeichnet. Im Kapitalismus wird die Energie entsprechend zur Forderung nach Profitmaximierung, das bedeutet ohne Berücksichtigung des Entropiegesetzes, genutzt bzw. missbraucht. Sie beschleunigt damit die Entropie bzw. die Umwandlung nutzbarer in nichtnutzbare Energie auf dem Planeten Erde. Durch Recycling-Prozesse kann die Entropie nur im unverhältnismäßig geringfügigen Maß verlangsamt werden. Auch kann die Sonne, mit der der Planet Erde Energie, durch Abgabe nichtnutzbarer Energie und Empfang nutzbarer Energie, austauscht, nicht in beliebiger Weise die Erde mit nutzbarer Energie versorgen. Das geschieht in einem Maß, dessen Überschreitung zur Verbrennung der Erde führen würde. Der Aufruf an die Erdbewohner, die Gesetze der Entropie bei ihrem wirtschaftlichen Gebaren zu berücksichtigen, ist eine Warnung vor den fatalen Konsequenzen der Produktionsweise im „Turbo-Kapitalismus“ und ein Appell zur Besinnung bezüglich der Nutzung der Energie in ihrer nichtmateriellen sowie materiellen (als Rohstoffe kondensierten) Form. Siehe dazu: Jeremy Rifkin (1985): Entropie – ein neues Weltbild, Berlin, Ullstein Verlag
(7) Verfasst von Ulrich Kleiner
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